strike me - stroke me

Basellandschaftliche Zeitung
18.05.2007

von Nikolaus Cybinski

Ein kurzer und erfrischend munterer Abend

Auf dem Flügel in der Gare du Nord liegt einer und scheint fest zu schlafen, sein Kopf versinkt in einem grossen weissen Kissen.

Zwei andere Gestalten liegen im Dunkeln auf dem Fussboden, und als es hell wird, kommt Bewegung in sie. Sie robben heran, die Köpfe in den Kissen, der vom Flügel wälzt sich herab, und alle drei treten vors Publikum, schlagen die Kissen mit Wucht auf den Fussboden und beginnen ein Staccato an herausgeschrienen Wörtern.

Die drei aus Berlin, deren erster Auftritt in der Schweiz so beginnt, sind Volker Schindel, Rainer Killius und Tobias Dutschke. Im knapp einstündigen Programm geht es vor allem ums Schlagen. [...] Daraus mixen die Berliner ein fröhlich-bizarres Sammelsurium aus Slapsticks, Happening, Clownerei und grotesker Komik mit Musik von Peter Alexander, Bela Bartok, John Cage, Henry Cowell, George Gershwin, Luciano Berio, Mozart, Friedrich Silcher und George Weiss/Bob Thiele. [...] Es gäbe noch einiges zu erwähnen, zum Beispiel das Lied vom guten Kameraden, den mit Glöcken behängten Veitstänzer oder die Groteske mit den horizontal, auf dem Fussboden liegend, und vertikal, am Nacken aufgehängt, gespielten Akkordeons: All das summiert sich zu einem kurzweiligen, vereinzelt irre verrückten Potpourri, in dem Tobias Dutschke als Sohn Wolfgang einer hysterischen Mutter sehenswertes komödiantisches Können vorführt. [...]

'Music is never pure, it is attitude, it is theatre', dieser Aussage Luciano Berios, der sich die Berliner, wie sie schreiben, verpflichtet fühlen, werden sie durchaus gerecht. Sagen wir so: Es war ein kurzweiliger und erfrischend munterer Abend."